Materialperformance von Rafi Martin und Laia Ribera Cañènguez (Stuttgart/Berlin)
weitere Termine:
Ideen, Entwicklung, Projektleitung, Bühnenbild: Rafi Martin, Laia Ribera Caňénguez
Live-Musik (Beats und Kontrabass): Isabel Gonzalez Toro, Camille Martin
Außenblick: Verena Melgarejo Weinandt, Julika Mayer
Dramaturgie: Anne Brammen
Licht Design: Joachim Fleischer
Bühnenbild: Margot Ardouin
DAS STÜCK KANN IN DIESER FESTIVAL-AUSGABE LEIDER NICHT GEZEIGT WERDEN.
Wachs verwandelt sich innerhalb weniger Minuten, schmilzt, tropft, fließt, brennt, kühlt, trocknet, lässt sich modellieren, bedeckt, zerreißt. In die Daseinsformen des Wachses prägen Laia Ribera Caňénguez und Rafi Martin ihre Familienbiografien ein: Geschichten über Migrations- und Exilerfahrung, Familienrituale, Geschlechtersozialisierung sowie die Selbstbilder der Diaspora. Eine zeitgenössische Version traditioneller Lagerfeuer, an denen Geschichten und Erzählungen weitergegeben werden. Es begegnen sich zwei mythologische Figuren: Quetzalcoatl, eine synkretistische Gottheit aus der mesoamerikanischen Mythologie und Baba Jaga, die emblematische Hexe aus der slawischen Mythologie.
6 TAGE FREI-Kurator Florian Rzepkowski:
„Wie bei einer Prozession tragen die Performer*innen rotes Wachs auf die weiße Bühne. Sie behandeln diese Monolithen wie eine Bürde und zugleich etwas Unabdingbares, Heiliges. Niemals ist das Wachs nur ein Material. Die Performer*innen lassen in beeindruckender Art und Weise das Wachs in seinem fleischroten Farbton zu einem Teil ihres eigenen Körpers werden. Es verbindet in seinen Aggregatzuständen gleichsam Biografie, Raum, Material und gesellschaftlichen Diskurs. So wie Lebensbeschreibungen und Märchen sich über Generationen vererben und durch die Erzählenden in einem ständigen Fluss der Tradierung befinden, zerfließt das Wachs, nimmt Formen an, erstarrt. Auch die Musik bewegt sich in dieser Produktion auf gleiche außergewöhnliche Weise und formt Wahrnehmungen und Momente. Doch zu keinem Zeitpunkt wirken die Themen schwermütig oder dunkel. Nein, am Ende steht sogar die Gewissheit, dass alles, was uns als Menschen beschäftigt, vielleicht manchmal sogar quält, eben dennoch formbar ist. Und wir selbst haben es in der Hand.
Eine tiefe und bildgewaltige Performance, die uns noch lange begleiten wird.“
Das Team:
Perspektiven, künstlerische Traditionen, geografische Kontexte und Sprachräume fließen in die Arbeit des Duos ein. Rafi Martin und Laia Ribera Cañènguez entwickeln ihre Materialperformance zwischen Deutschland, Frankreich und Zentralamerika. Daraus entsteht eine polyphone künstlerische Begegnung. Das Duo interessiert sich für die Überschneidungen von Feminismus, Migration, Symbolen und Institutionen. Sie entwickeln intersektionale Diskurse und Ästhetiken mit dem Schwerpunkt biografisches Theater und performatives Figurentheater.